Kultusminister Siegfried Schneider besuchte auch unsere Schule

Quelle: Donaukurier vom 22.07.2008  

Minister am Frühstückstisch

 

Ingolstadt (rl) Der Schulchor singt übers gesunde Frühstück, wenig später sitzt der Herr Minister, Jahrgang 1956, in der Grundschule an der Ungernederstraße in der Klasse 2 b selbst mit am Frühstückstisch. Das Stühlchen ist für den groß gewachsenen Kultusminister Siegfried Schneider viel zu klein. Oberbürgermeister Alfred Lehmann, ebenfalls nicht von kleinem Wuchs, bleibt lieber gleich stehen. Mit Joghurt, Müsli und Obstsalat sind Schneider und Lehmann für einen langen Tag gut gerüstet.

Drei Termine absolviert Schneider gestern Vormittag in Ingolstadt – nach der Grundschule in der Ungernederstraße besucht er die Hauptschule in der Herschelstraße und die Euro-Sprachenschule. Nach zwei aufeinanderfolgenden gesunden Frühstücken in der Ungernederstraße geht es zum Mittagessen an die Herschelschule. Gesprächsthema hier: Ganztagsschule und Mittagsbetreuung. Obwohl es eigentlich eine Aktion im Rahmen der Aktion "Rollentausch" ist, schlüpft Schneider nicht in die Rolle eines Lehrers (wäre ohnehin sein eigentlicher Beruf). Er hat vielmehr ein offenes Ohr für die Probleme der Lehrer und der Sozialpädagogen, die für die Caritas-Kreisstelle Ingolstadt die offene Ganztagsbetreuung in der Schule an der Herschelstraße betreuen. Seit 2002 gibt es hier eine offene Ganztagsbetreuung, bei der verschiedene Angebote wie Hausaufgabenbetreuung oder Mittagsverpflegung gebucht werden können. 2007 wurde die so genannte gebundene Ganztagsbetreuung (bis 16 Uhr) eingeführt. Das Problem: Bei fünf von 25 Kindern, die die Ganztagsklasse besuchen, konnten (oder wollten) im Juni die Familien das tägliche Mittagessen (zwei Euro pro Tag) nicht bezahlen. Der Wunsch, den die Vertreter von Caritas und Schule an den Kultusminister herantragen: Mehr finanzielle Förderung und mehr sozialpädagogisch ausgebildetes Personal.

Einen Zuschuss fordern zuvor bereits die Vertreter der Grundschule an der Ungernederstraße. Auch hier droht das auf Initiative von Sigrid Helmer, Ernährungsberaterin am Ingolstädter Gesundheitsamt, eingeführte "gesunde Frühstück" am Geld zu scheitern – wenn es keine Sponsoren gibt. Und dabei geht es um einen Betrag von einem Euro pro Monat, der von den Lehrern in der Schule eingesammelt wird. Laut Umfrage gehen 70 Prozent der Schüler morgens mit leerem Magen in die Schule.

"Ernährung ist die Grundlage von Leistungsfähigkeit", sagt Schneider. Das Frühstück, das an verschiedenen Ingolstädter Schulen angeboten wird, ist eine Art Vorläufer des Programmes "Voll in Form". Dieses wird derzeit an 27 Schulen in Bayern getestet und im nächsten Schuljahr flächendeckend eingeführt. Im Gegensatz zu den vorhergehenden Terminen ist das kulinarische Angebot für Schneider in der Euro-Sprachenschule ungleich karger. Laut Erna Beu, Inhaberin der staatlich anerkannten, privaten Sprachenschule, ist im Schulgebäude das Essen nämlich streng verboten. Aber der Minister ist ja noch satt. . .

Von Ruth Stückle

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