Die Computerexperten von der Herschelstraße

(DK vom 9.02.2010)

Ingolstadt (sic) Vorurteilen älterer Herrschaften gegenüber Jugendlichen, die angeblich den ganzen Tag vor dem Computer ihre Zeit vertun, entgegnen diese Nachwuchsinformatiker mit fachkundigem Selbstbewusstsein.

"Früher oder später kommen sie alle, die Erwachsenen, wenn sie sich am PC mal wieder nicht auskennen, und bitten um Hilfe", sagt der Zehntklässler Maxim Lebold. In spätestens zehn Jahren, glaubt er, seien Computerkenntnisse, wie sie sich seine Generation aneignen müsse, "völlig selbstverständlich". Und sein Klassenkamerad Moritz Schierz ergänzt mit Blick auf das Unbehagen Älterer gegenüber dem Informationszeitalter diplomatisch: "Man muss es ja nicht übertreiben mit den Computern."

Ein Führerschein für die Computerwelt: Das Zertifikat erhielten (vorne, von links) Moritz Schierz, Maxim Lebold, Martin Schmid und Jakob Schulz. Mit den Hauptschülern freuen sich (hinten, von links) Schulrat Hermann Haas, Rektor Michael Schels und der Informatiklehrer Johannes Heinle. - Foto: Silvester

 

Die Schüler wissen, wovon sie reden. Maxim und Moritz zählen zusammen mit Martin Schmid und Jakob Schulz zu Pionieren der Herschelstraße: Als erste Hauptschule in Ingolstadt bietet sie seit diesem Jahr die Möglichkeit, die European-Computer-Driving-License, kurz ECDL, zu erwerben, und die vier jungen Könner dürfen jetzt in künftigen Bewerbungsschreiben mit diesem Europäischen Computerführerschein punkten.
"Bei der ECDL handelt es sich um ein in 148 Staaten anerkanntes Zertifikat, das dem Besitzer grundlegende Fähigkeiten auf dem Gebiet der Informationstechnologie – kurz: IT – bescheinigt", erklärt Johannes Heinle, Fachlehrer für Informatik an der Herschelstraße.

Die Hauptschule im Nordwesten ist mittlerweile eines von deutschlandweit mehr als 1200 Prüfungszentren. Die entsprechende Urkunde hat Rektor Michael Schels im Dezember entgegengenommen. Er freut sich über die Erweiterung des Lehrangebots in seinem Haus. "Damit können wir zeigen, dass Hauptschüler selbstverständlich auch in der Lage sind, sich diese Kompetenz anzueignen."

Schulrat Hermann Haas beurteilt die Möglichkeit, das Zertifikat auch an Hauptschulen zu erwerben, als weiteren Beleg für die Leistungsfähigkeit dieses Schultyps. Er weist auf die wohl tuende Wirkung dieses PC-Führerscheins bei potenziellen Arbeitgebern und Ausbildern hin. "Er bietet wichtige Grundlagen für Bewerbungen und erhöht die Chancen der jungen Leute ganz wesentlich."

Zentrale Inhalte des ECDL sind: Grundlagen der Informationstechnologie, Betriebssysteme, Textverarbeitung, Tabellenkalkulation, Datenbanken, Präsentationen, Internet und Kommunikation. Obwohl die Lizenz europaweit standardisiert ist, hebt Informatiklehrer Heinle erfreut die Kompatibilität mit der Heimat hervor: "Da diese Themenbereiche alle im Lehrplan der bayerischen Hauptschule enthalten sind, bietet sich die Möglichkeit, das Projekt im Informatikunterricht umzusetzen." Auch er betont: "Solide IT-Grundkompetenzen werden in allen Branchen und Berufen immer wichtiger, und gerade deshalb gibt die Hauptschule an der Herschelstraße ihren Schülern die Möglichkeit, sich für einen erfolgreichen Berufseinstieg zu stärken."

Die ersten ECDL-Inhaber des Hauses, Maxim, Jakob, Moritz und Michael, blicken ihrer Zukunft ohnehin ziemlich gelassen entgegen. Erste Berufswünsche haben sie freilich schon. Maxim etwa erwägt nach der Mittleren Reife und FH-Studium eine Tätigkeit als Fachinformatiker für Anwendungsentwicklung. Mut verleiht den Schülern nicht zuletzt auch die rasant steigende Notwendigkeit, sich profunde IT-Kenntnisse anzueignen. Das sehe man schließlich auch an den Defiziten vieler Erwachsener, deuten die vier an. Wie gesagt: Früher oder später kommen sie alle und erbitten Hilfe.


Von Christian Silvester

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