Ein Zeichen setzen: Christen und Muslime beten gemeinsam

Der terroristische Anschlag auf das World-Trade-Center in New York am 11. September 2001 hat die Welt verändert. Das Verhältnis zwischen Christen und Muslimen hatte Schaden gelitten – weltweit. Dem wollte die Herschelschule mit einer gemeinsamen vorweihnachtlichen Friedensfeier entgegenwirken.

Donaukurier (21. Dez. 2001):

Am Adventskranz brennen drei dicke rote Kerzen: Weihnachten steht vor der Tür. Der Chor der Herschelschule stimmt „Macht hoch die Tür“ an. „Im Namen Allahs, des Barmherzigen“, klingt es jedoch auf Arabisch durch die Aula der Herschelschule.
 
Hodscha Osman Arslantürk liest in einem melodischen Sprechgesang Verse aus der 19. Sure des Korans vor, die auch „Sure Maria“ heißt. Denn das heilige Buch der Moslems erzählt ebenfalls, wenn auch etwas anders als die christliche Überlieferung in der Bibel, von der Geburt Jesu. Zum ersten Mal haben gestern in der Herschelschule Christen und Muslime gemeinsam gebetet.  

   

 

Aus dieser Motivation heraus ist dieses überkonfessionelle Gebet organisiert worden – in einer Gemeinschaftsaktion der Fachschaft Religion an der Herschelschule, Silvia Kopp von der Schulsozialarbeit und dem katholischen Kaplan Wolfgang Schwarzkopf. Die beiden Pfarrer haben genauso wie der geistliche Lehrer der Muslime von der Moschee an der Schillerstraße ein liturgisches Gewand angelegt. Die Unterschiede zwischen den Religionen und Konfessionen werden so äußerlich sichtbar und sollen gar nicht verschwiegen werden. Die Organisatoren wollen für das friedliche Zusammenleben, dem Miteinander in der Verschiedenheit, ein Zeichen setzen. Dafür leuchtet auf dem Lesepult das Friedenslicht, das in diesen Tagen über verschiedene Wege von der Geburtskirche Jesu in Bethlehem hinaus in die Welt getragen wird.

   

„Für die Muslime ist am vergangenen Montag gerade erst mit einem großen Fest der Fastenmonat Ramadan zu Ende gegangen. Die Christen feiern bald Weihnachten. Wir wollen gemeinsam in die Ferien gehen und zeigen, dass uns Jesus verbindet“, sagt der evangelische Pfarrer Martin Schewe. „Wir lassen uns die wenigen Kontakte zwischen Christen und Muslimen hier im Piusviertel nicht kaputt machen von irgendwelchen Feindbildern. Jesus – für Muslime ein Prophet, für uns Christen Gott selber – will , dass wir miteinander an unserer gemeinsamen Zukunft gestalten. Nicht indem wir alle dasselbe glauben, aber indem wir miteinander Zeichen setzen.“

 

 

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