Immer mehr Aussiedlerkinder auch an unserer Schule

Da fragen alle mich: Woher kommst?
 
„Da hat die Lehrerin einen Buben mitgebracht. Den kannte keiner, und der konnte kein Deutsch. Die anderen haben nicht mit ihm gespielt. Sie haben ihn abgeschoben, und er war traurig und einsam.“

 

So klingt das, wenn die Mädchen und Buben der Klasse 5c in der Hauptschule an der Herschelstraße die Lesebuchgeschichte von Mustafa nacherzählen. Für die 23 Kinder ist das nicht nur irgendeine Geschichte. Sie haben in diesem Schuljahr selber schon dreimal erlebt, dass ihre Lehrerin Helga Schäffer ein fremdes Kind mitgebracht hat: Erst kam Thomas, dann Paul und schließlich Evelina; drei von vielen Aussiedlerkindern, die in Ingolstadt in die Schule gehen – und es werden immer mehr.


Auf der Tafel, die Frau Schäffer gerade aufklappt, da wächst ein Kreidebaum mit vielen bunten Blättern. Für jedes Kind in der Klasse eines. „Warum haben die Blätter verschiedene Farben?“ will die Lehrerin wissen. „Vielleicht sind die gelben Blätter für die Aussiedlerkinder, die lilanen für die Kinder, die eine andere Staatsangehörigkeit haben, und die blauen für die deutschen Kinder.“ Simone hat richtig geraten. „Aber ich bin doch auch deutsch“, protestiert da Annemarie, eines der Aussiedlerkinder.  

Verwirrend ist das schon, aber die Klasse 5c ist eben ein buntes Häuflein: Sieben ausländische Kinder, zehn Ingolstädter und sieben Aussiedlerkinder. In anderen Ingolstädter Klassenzimmern sieht es ähnlich aus.
Donaukurier vom 17. Jan. 1989 (in Auszügen)

Was geschieht nun mit Kindern, die kaum oder gar nicht Deutsch sprechen?  

Da gibt es über die Schulen der Stadt verstreut zunächst so genannte Übergangsklassen. In diesen Klassen erhalten Aussiedlerkinder ohne Deutschkenntnisse ganz gezielt und im großen Umfang Unterricht zum Erlernen der deutschen Sprache. Nach etwa einem Jahr, wenn sie genügend Deutsch können, werden sie in die entsprechende Regelklasse ihrer Schule eingewiesen.

Dort erhalten sie dann meist noch Intensivunterricht in deutscher Sprache, eine weitere Lernhilfe: Während die Klasse normalen Unterricht hat, gehen all die Kinder, die auf Grund ihrer mangelnden Deutschkenntnisse dem Unterricht nur ungenügend folgen können, in einen Spezialunterricht, der bis zu zehn Schulstunden in der Woche umfasst.


 
Wie an den meisten Schulen ist es auch an unserer Schule die Förderlehrerin, Frau Leipziger, die diesen Intensivkurs betreut.

 

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.